Artykuły

"Turandot" als der schönen Stimmen

Zum Gastspiel des Warschauer Teatr Wielki

Wer das Warschauer "Opernschloß", das Teatr Wielki, und seine große Bühne kennt, kann ermessen, welche Verlockung es für einen Regisseur bedeuten muß, ein Werk wie Puccinis prunkend-monumentales Musikmärchen "Turandot" dort zu inszenieren. Das führende Opernhaus hat als Auftakt seines Gastspiels zum Berlin-Jubiläum dieses phantasievolle schwierige Spätwerk des Komponisten in der Berliner Staatsoper auf die Szene gebracht. Probleme der Umsetzung waren unübersehbar, das schmalere Bühnenportal in Berlin engte den Handlungsraum zwangsläufig ein, und zeitweilig schien auch der Chor, der mitunter seitlich drängend auf die Vorderbühne quoll, Mühe zu haben, hier mit der wünschenswerten Prägnanz und Durchschlagskraft zu singen.

Aber Entscheidendes kam unverkürzt wirksam von der Bühne herab: die gewaltige Distanz zwischen dem anfänglich wie eine graue Masse in den grauen Fels geduckten Volk und dem in unerreichbar scheinende Ferne entrückten Kaiserpalast, wo der "Sohn des Himmels" nahe den Sternen thront. Auch räumlich unnahbar zunächst die "von Eis umgürtete" Prinzessin, ein vages Phantasiebild zwischen Erotik und Exotik. In der Rätselszene erscheint sie in übermenschlicher Dimension durch einen raffiniert verdeckten Podest, erst die Antworten des Prinzen Kalaf reduzieren sie auf normale Körpergröße - ein vielleicht vordergründiger, optisch jedenfalls wirkungsvoller Effekt. Im letzten Akt hat Turandot einen fast zu schlichten Auftritt auf der untersten Ebene, während das Volk, das mehr und mehr zu einer Art von proletarischem Bewußtsein findet, bereits die Höhe des Kaiserpalastes besetzt hält - eine kühne Metapher, unverständlich freilich, denn vorn auf der Szene zeigen sich die Machtverhältnisse unverändert, auf Weisung der grausamen Prinzessin wird die Sklavin Liü gefoltert und in den Tod getrieben. Am Schluß, wenn die Wandlung - nicht durch Revolution, sondern durch die Macht der Liebe -geschehen ist, hat der greise Monarch die Kommandohöhen verlassen, begibt sich unters Volk und schüttelt Hände wie ein amerikanischer Politiker auf Wahlkampftournee.

Turandot gibt nicht nur ihren Freiern, sondern auch den Regisseuren immer wieder Rätsel auf. Und sie bleibt auch in dieser inszenatori-schen Deutung durch Marek Grzesinski und Andrzej Majewski in ihrer Haltung, in ihren Motivationen weithin unergründet.

Die Aufführung beeindruckt vor allem musikalisch. Robert Satanowski, Generalintendant und Generalmusikdirektor in Personalunion, hat den musikalischen Apparat fest im Griff, er arbeitet die Strukturen dieser Musik, die großen melodischen Bögen differenziert heraus, bleibt der Dramatik nichts schuldig, versteht Akzente zu setzen. Sängerisch bot das Gastspiel ein Fest der schönen Stimmen. In der von uns besuchten Vorstellung war die Amerikanerin Brenda Roberts in der gefürchteten Titelpartie zu erleben: mit großem Ton, traumhaft sicherer Höhe, mit einem der Rolle angemessenen kühlen Timbre, einer instrumental geführten kraftvollen Stimme, die mühelos über den Chor und das volle Orchester hinwegkommt. Nicht minder eindrucksvoll der kraftvoll strahlende jugendliche Heldentenor Jos6 Rasador - gebürtiger Spanier - ein Kalaf von sinnlichem Glanz und souveräner Höhe. Durch innige Gestaltung und sängerische Kultur überzeugte Barbara Zagorzanka als opferbereite Liü. Auch in den übrigen Partien durchweg noble stimmliche Leistungen bis hin zu der Überraschung für ältere Opernfreunde: Den greisen Kaiser sang mit gepflegter markanter Stimme Bogdan Paprocki, Polens Startenor der fünfziger und sechziger Jahre.

Das hingerissene Publikum geizte nicht mit Beifall und Bravorufen. Der Andrang zu den beiden Vorstellungen machte noch einen anderen Gesichtspunkt deutlich: Die Deutsche Staatsoper sollte dringend an eine Erneuerung ihres Puccini-Repertoires denken; Werke wie "Turandot" oder "Butterfly", "La Boheme" oder "Manon Lescaut" fehlen hier seit langem.

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